Erhalt des Wahrzeichens in Zell am Main
Zell am Main setzt sich ein.
Mit einem Fest wurde am 22.10.2023 die Sanierung der ehemaligen Klosterkirche in Zell am Main gefeiert. Mit großer Musik und starkem Gesang feierten Gäste und Gemeinde dies freudige Ereignis.
Vorausgegangen war ein Ringen um den Erhalt des Baudenkmals. Nach einer wechselhaften Geschichte kam die ehemalige Klosterkirche Unterzell im Jahre 1968 in die Obhut der evangelischen Kirche. Vom Kloster war wenig übrig. Kurz vor Kriegsende (am 31. März 1945) traf eine Bombe die alte Kirche. Sie brannte völlig aus. Ein paar Mauern blieben stehen. Ihr Schicksal schien besiegelt. Wen interessierte der Ursprung? Das Kloster Unterzell entstand nach 1126 als Frauenkonvent der Prämonstratenser im Doppelkloster Zell. Es gab im 20. Jahrhundert längst keine Klosterschwestern mehr. Dafür umso mehr Vertriebene, die ihre Heimat durch den Krieg verloren hatten. Die Evangelischen suchten einen neuen Ort für ihren Glauben. Sollte diese Ruine der beste Ort für einen Neuanfang sein? Es war ein riskantes Unternehmen. Die Ruine wurde gesichert. Ein kleiner Kirchenraum eingerichtet. Das Gebot der Stunde erkannt: Versöhnung war nötig. So wurde die renovierte Kirche als Versöhnungskirche im Jahr 1971 eingeweiht.
Der Zahn der Zeit verschonte das alte Bauwerk nicht. Es steht unter Denkmalschutz. Doch davon ließen sich Wind und Wetter nicht abhalten. Regen und gefrierende Nässe entfalteten ihre Zersetzungskräfte. So wurde der obere Ringanker geschwächt und das Flachdach in Mitleidenschaft gezogen. Die Stabilität der hohen Mauern war gefährdet. Die Sanierung war nötig geworden, um den weiteren Verfall zu verhindern. So wurde in den letzten Monaten der Ringanker in luftiger Höhe auf einer Länge von 120 Metern saniert, das Flachdach mit Anschlussblechen versehen und das Natursteinmauerwerk durch eine Fugensicherung ertüchtigt. Wäre das nicht geschehen, wäre der Verfall des Bauwerks ungebremst weitergegangen.
Der Kirchenvorstand mit Pfarrer Fuchs stimmte für die Sanierung. Der Gemeinderat mit Bürgermeister Joachim Kipke unterstützte mit einem großzügigen Zuschuss die nötigen Maßnahmen zum Erhalt des Baudenkmals. Ein Wahrzeichen mit einer Ausstrahlung über die Ortsgrenzen hinaus. Ein Wahrzeichen, zu dessen Erhalt auch die Nachbargemeinden Margetshöchheim und Erlabrunn, der Dekanatsbezirk Würzburg, die Evangelische Landeskirche, der Bezirk und die Landesstiftung Denkmalschutz beitrugen. Die Sanierung wird ca. 800.000 € kosten. Ein Betrag von 250.000 € konnte noch nicht aufgebracht werden. Dafür wirbt die Kirchengemeinde um weitere Unterstützung.
Zell am Main, Margetshöchheim und Erlabrunn setzen sich ein. Viele helfen mit. Eine Ruine wird gesichert, damit das Leben weitergeht. Kurz vor Wintereinbruch wird die Sanierung abgeschlossen sein. So bleiben die Türen weiterhin offen. Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren finden hier ein reichhaltiges Angebot. Die Türen öffnen sich nicht nur für die Menschen vor Ort, sondern auch für die Durchreisenden. Als Radfahrerkirche für alle, die mit dem Rad unterwegs sind. Hier kann eine Pause eingelegt werden. Es ist ein Ort zum Verweilen in Stille. Aber auch ein Ort, an dem viele Menschen zusammenkommen zu Gottesdiensten, Konzerten, Veranstaltungen und Treffen unterschiedlicher Gruppen. Die sanierte Ruine „Versöhnungskirche“ lädt zu einem Besuch ein, einer Unterbrechung des Alltags: um innezuhalten, Kraft zu schöpfen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Text von Günther Gagesch, Lizentiat der Theologie